Wie entwickeln wir einen Grafikstil für einen Animationsfilm?

Von Teresa - Senior Editor / Motion Designer

Jeder Animationsfilm hat bei uns seinen eigenen Stil und Charakter, perfekt abgestimmt auf die Bedürfnisse der Kunden. Aber wie entsteht so ein Stil? Mit welchen Schritten kommen wir hier ans Ziel?

Wir zeigen euch den Prozess am Beispiel unseres preisgekrönten Animationsfilms für Radioonkologie des Ordensklinikums.

Assessment

Zu allererst setzen wir uns mit dem Kunden zusammen und sehen uns an, was es schon gibt. Dabei geht es sowohl um Inhalte, als auch ums Visuelle. 

Natürlich steht hier vor allem das Thema und die zu vermittelnden Informationen im Mittelpunkt. Um die beste Geschichte heraus zu arbeiten stellen sich/wir zu Beginn eine Menge Fragen.
Gibt es dabei Dinge, auf die bei der Kommunikation geachtet werden muss?

Worauf liegt beim Film der Hauptfokus? Steht der Sprechertext im Mittelpunkt, der durch Textanimation nur unterstützt wird? Werden viele Daten und Zahlen präsentiert? Oder steht eine 3D-Animation, wie zum Beispiel das innere einer Maschine, im Fokus? 

Wie konkret sollen die Grafiken sein und auf den Text eingehen? Oder ist auch ein abstrakter Ansatz möglich, bei dem mit Symbolbildern gearbeitet wird?

All das beeinflusst natürlich, in welche Richtung der Animationsstil gehen soll.

In der Radioonkologie ist zum Beispiel die starke Angst der Patienten vor der Behandlung ein schwieriges Thema. Wir sollten die Sorgen der Patienten ernst nehmen, aber trotzdem klar und ohne Emotionen die Inhalte vermitteln

Wichtig ist es außerdem, den bestehenden Look, die bestehende CI des Kunden zu integrieren. Hat der Kunde zum Beispiel schon ein eigenes Corporate Design für Filme, eine vorgegebene Farbwelt oder Grafikelemente, die verwendet werden sollen? Wie sieht das Logo aus und wie kann es in den Film integriert werden?

Es ist wichtig all diese Informationen zu sammeln und mit dem Kunden vorher zu besprechen. Man muss ein Gefühl dafür bekommen, was der Kunde braucht und wie man es am besten dem Rezipienten näher bringen kann. Die richtige Erarbeitung einer Stilrichtung kommt aber von uns und kann oft eine ganz andere Richtung einschlagen als sich der Kunde ursprünglich vorgestellt hat. Hier hilft uns unsere Erfahrung, welche Erzählform und visuelle Richtung am besten für das besprochene Filmthema funktioniert.


Inspiration

Nachdem man all diese Informationen beisammen hat, geht es in die nächste Phase. 

Wir suchen auf diversen Plattformen nach Animationsfilmen mit ähnlichen Themen oder grafischen Stil. Wir lassen uns von der Arbeit anderer inspirieren.

Im Fall unseres Beispiels hat uns der Stil dieses Films sehr gut gefallen. Wir suchten nach einem Stil, der zwar Menschen zeigt, aber in einer sehr abstrahierten Form. Dieser Stil war ein guter Kompromiss.

Manchmal gibt es auch nicht einen konkreten Film, der schon den perfekten Stil für ein Projekt hat, sondern es werden mehrere Moodfilme kombiniert. Auch bei unserem Beispiel mussten wir uns für die Anfangssequenz eine andere Richtung suchen, wir wollten die Ängste der Patienten übertrieben, aber irreal darstellen. Also entschieden wir uns für den Look einer alten TV-Werbung.

Diese Phase nimmt je nach Projekt unterschiedlich viel Zeit in Anspruch. Gibt es von uns oder vom Kunden schon eine recht genaue Vorstellung, wie der Film visuell umgesetzt wird, ist dieser Prozess schneller erledigt.


Erarbeitung Concept Screens

Um selbst ein Gefühl dafür zu bekommen, wie gut der gewählte Stil mit dem Filmthema zusammenpasst, werden nun 2-4 Beispielscreens entworfen.

Wir verwenden in diesem Prozess schon die CI-Farben des Kunden und passen Texte und Grafiken an das Filmthema an. Dabei muss der Inhalt dieser Bilder nicht unbedingt final sein. Viele dieser Moodbilder findet man im finalen Film nicht mehr.

Außerdem kann so der Stil beim Kunden leichter präsentiert werden, weil schon seine Inhalte und CI verwendet werden.

Storyboard

Gefällt dem Kunden unsere Umsetzungsidee und der Grafikstil, gehen wir nun in die letzte Preproduction-Phase: das Storyboard.

Ein Storyboard sieht bei jedem ein bisschen anders aus. Unsere gliedern sich klassischerweise in Bild, Bildbeschreibung und Sprechertext.

Hier entstehen nun die konkreten Filminhalte, meist zuerst der Sprechertext und dann das Bild. Auch für den Text wurden im Assessment viele Infos gesammelt, die nun in einen leicht verständlichen Text mit roten Faden verwandelt werden.
Danach entstehen die dazu passenden Bilder. Hier sehen wir nun, ob der gewählte Stil auch wirklich zum Sprechertext passt. Ab und zu wird in diesem Schritt das Konzept noch abgewandelt um einen stimmigen Film zu erhalten. Die Entwicklung dieser Bilder ist oft schon der halbe Aufwand der Umsetzung.

In der Bildbeschreibung halten wir noch fest, was sich im Bild bewegen und wie sich der Bildinhalt circa aufbauen wird.

Dieses Storyboard wird jetzt zur Gesprächsgrundlage mit dem Kunden. Es werden Bildinhalte und Sprechertext noch getweakt und an Kundenwünsche angepasst. Erst wenn wir eine Freigabe für das Storyboard haben, starten wir mit der Animation und hauchen den Bildern Leben ein. And this is where the magic happens.

Wir sollen uns melden? Gerne. Bei wem?